Wolfauslassen

Wolfauslassen

Früher wurde das Vieh im Sommer nicht im Stall oder in der unmittelbaren Umgebung des Dorfes gehalten, sondern es war mit den Hirten unterwegs.

Um Wölfe und Bären abzuschrecken, trugen die Tiere meist Glocken um den Hals, welche auch das Auffinden verlorener Tiere erleichterte. Zusätzlich schlug der Hirte regelmäßig mit seiner Goaßl (Hanfpeitsche), welche ziemlichen Lärm macht.
Am Abend vor dem Martinstag kehrten dann die Hirten mit dem Vieh nach Hause zurück und forderten ihren Lohn vom Bauern ein. Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen banden sie sich selbst die Glocken um und zogen von Hof zu Hof um Ihren Lohn einzutreiben.

Dieser Brauch wird in Niederbayern bis heute fortgeführt. Am Abend vor Martini treffen sich die jungen Männer des Dorfes und binden sich die bis zu 40 kg schweren Glocken um und ziehen von Haus zu Haus. An jedem Haus wird solange geläutet, bis der Hausherr aufmacht. Dann müssen alle still sein. Der Anführer (Wolf) sagt dann seinen Hirtenspruch auf, mit dem er um seinen Lohn bittet.
Die Hirtensprüche sind von Ort zu Ort unterschiedlich, im Sinn aber gleich. Nach dem Spruch wird wieder geläutet, bis der Hausherr den Hirtenlohn geleistet hat. Zum Abschluss wird der Abend im Wirtshaus beendet.

Im Winter hatten die Wölfe und Bären dann wieder freie Bahn durch die Wälder und Weiden zu streifen.